Für Najah
Weil Du beschlossen hast, Dich nicht bezwingen zu lassen 

 

Ich weiß nicht, 

ob ich mich dem Mutterleibe hätte entsagen können 

dem Leben mit kindlicher Naivität entgegen schreiten 

und es als mein Abenteuer annehmen 

 

Wäre ich Du 

 

Ich stelle mir vor 

Ich erwachte mit Misstrauen und ging mit Gewalt zu bette 

Ich stelle mir vor 

Ich setzte mein Kind den Gefahren des Meeres aus 

Um es zu retten 

Ich stelle mir vor 

Meine nächsten beiden Schritte 

bestimmten den ungewissen Teil einer Zukunft 

Die ausschließlich Hoffnung heissen soll 

 

Ich weiß ich nicht 

Ob die Dunkelheit mein sicherer Ort ist 

Ich kenne nicht 

diesen unsäglichen, bellenden Schmerz 

der Angst einer Mutter 

um das Leben Ihrer Kinder 

Ich weiß ich nicht 

Ob meine Beine nicht gelähmt 

und 

Zeiten nicht mehr sind 

 

 

Doch ich weiß, 

dass ich heute und hier stehe 

mit meinem Wort, 

das frei ist 

 

Weil Du beschlossen hast, 

Dich nicht bezwingen zu lassen 

 

Weil Du fünf Kinder inmitten eines Krieges zu Menschen werden lassen hast 

Mit deiner Vollkommenheit als Mutter und Mensch 

Ein Krieg, der nicht deiner ist 

und bei dem Du nichts gewonnen 

und beinah alles verloren hast 

 

Weil Du Deine Heimat gegen ein Leben 

für Dich 

und deine Familie getauscht hast 

Eine Heimat, 

die Dich nicht genugt liebte, 

Dir ein sicherer Ort zu sein, 

dem deine Kinder in Geborgenheit entwachsen können 

 

Weil Du Inmitten deiner Jahre 

einen neuen Anfang bestrittts 

Mit neuen Menschen, die einst Fremde waren 

Mit neuer Arbeit, die dir fremd war 

Mit einer neuen Sprache, die Dir eine Fremdsprache war 

Mit befremdlichen Blicken und Geziemen 

 

Weil kein Tag vergeht an dem Du den Fremden, 

den Du dir hast zu Freund gemacht, 

nicht mit Liebe und Lebensfreude entgegentrittst 

Und dein immerwährendes Lächeln, 

die Welt erstrahlen lässt 

Und berührst 

 

Weil Du den Frieden, die Feiheit und das Leben liebst 

 

Und es mein Mindestes ist, 

 

mein Wort, das frei ist, 

zu nutzen, 

Meine Hände, die nicht gefesselt sind 

Mein Herz, das frei von Gewalt ist 

Zu nutzen 

 

Weil es mein Mindestes ist 

Zu versuchen 

Dir dein Exil zur Heimat werden zu lassen 

 

Denn Du hast beschlossen, 

Dich nie bezwingen zu lassen